Vögel
Pinguine
Pinguine gehen aufrecht wie Menschen, haben Federn wie Vögel und Flossen wie Fische. Sie sind auf dem Eis der Antarktis ebenso zu Hause wie am Rand der Wüste, in hohem Gras oder sogar auf Bäumen. Kaum ein anderes Tier hat so unterschiedliche Lebensräume erobert.
Von Bettina Wiegand und Susanne Wagner
Leben rund um die Südhalbkugel
Der Name "Pinguin" stammt vom lateinischen Wort "penguis" und bedeutet so viel wie "fett" oder "wohlgenährt". Das ist ein Kennzeichen von Alkenvögeln und Lummen – also Vögeln, die im hohen Norden leben. Und obwohl diese Vögel mit den Pinguinen überhaupt nicht verwandt sind, übertrugen die Seefahrer den Namen auch auf andere ähnlich aussehende Vögel, die eine dicke Speckschicht gegen die Kälte trugen.
Übrigens fressen Eisbären keine Pinguine – und zwar weil Eisbären nur am Nordpol leben und Pinguine nur auf der südlichen Halbkugel der Erde. Dazu zählen alle südlichen Ozeane, die Küstenwüsten Chiles, die Regenwälder Neuseelands und natürlich der Südpol.
Dort auf dem antarktischen Festland siedeln allerdings nur zwei der 17 Pinguinarten: der zierliche Adéliepinguin und der majestätische Kaiserpinguin.
Felsen-, Zügel-, Esels-, Goldschopf- und Königspinguine mögen es dagegen weniger frostig. Ihre Brutplätze liegen auf den Inseln des Südpolarmeers.
Königspinguine leben im Südpolarmeer
Im Wasser fliegen
Pinguine haben sich dem Leben im und am Wasser angepasst und im Laufe der Evolution das Fliegen aufgegeben.
Unter Wasser allerdings schwimmen sie so schnell und wendig, dass es doch fast wie Fliegen aussieht. Ihre Flügel sind zu Flossen umgebildet, die für Antrieb und Auftrieb beim Schwimmen und Tauchen sorgen. Mit ihrem torpedoförmigen Körper erreichen sie Geschwindigkeiten von rund 25 Kilometern pro Stunde.
Unter Wasser sind Pinguine besonders geschickt
Im Gegensatz zu ihren fliegenden Verwandten haben Pinguine schwere Knochen. Damit haben sie einen geringeren Auftrieb im Wasser. Kaiserpinguine können in Tiefen bis zu 500 Meter auf Beutefang gehen.
Das Meer ist ihre Nahrungsquelle. Hier jagen sie Fische, Krebse und kleine Leuchtkrebschen, den Krill. Ihr schwarz-weißes Federkleid bietet perfekte Tarnung: Nach oben ist es als Schutz vor Feinden dunkel, nach unter weiß, als Tarnung für die Jagd.
Pinguine sehen unter Wasser gut. Ihre Augen sind im blaugrünen Farbbereich besonders empfindlich. Und sie haben relativ große Augen. Sie sind aber auf Licht angewiesen, daher jagen und tauchen sie in der Mittagszeit am tiefsten.
Warm dank "Thermounterwäsche"
Pinguine sind Kältespezialisten. Direkt auf der Haut bildet ein dichtes Daunenkleid eine Art Thermounterwäsche: die Federspitzen liegen wie Dachziegel übereinander. Dieses Isolationspatent von Mutter Natur ist Kälte erprobt bis minus 70 Grad Celsius.
Körperwärme dringt kaum nach außen: Schnee bleibt auf dem Gefieder der Pinguine liegen und schmilzt nicht. Weiteren Schutz gegen eisige Polartemperaturen bietet eine dicke Fettschicht.
Kälte macht dem Pinguin nichts aus
Zudem dichten Pinguine ihr Gefieder mit einem Gemisch aus Öl und Wachs aus der Bürzeldrüse an der Schwanzwurzel ab. So machen sie aus ihrem Federkleid gleichzeitig auch einen Wasser abweisenden "Taucheranzug".
Ersatz für Feuerholz
Während sich Pinguine in den Weiten des Ozeans vor gefräßigen Seeleoparden und Schwertwalen in Acht nehmen müssen, haben sie an Land so gut wie keine natürlichen Feinde. Einzige Ausnahme: Raubmöwen, die sich bevorzugt über Eier und Pinguinküken hermachen.
Königspinguine am Strand
Der größte Feind ist der Mensch. Früher schlachteten Seeleute die Tiere ab und nutzen das fetthaltige Fleisch als Proviant und Heizmaterial. Walfänger kochten Öl aus den fetthaltigen Seevögeln heraus.
Heute bedrohen Klimaveränderung, Tourismus, Forschungsstationen, Überfischung und Meeresverschmutzung durch Öl die Tiere. Die Zahl der Felsenpinguine etwa ist in den vergangenen 70 Jahren um 90 Prozent gesunken.
(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 22.01.2021)
Quelle: SWR