Verwandtschaft aus dem Dschungel
Die Beziehung zwischen Mensch und Huhn begann etwa 3000 vor Christus im südostasiatischen Dschungel. Hier existierte schon damals das wilde Bankivahuhn (Gallus gallus), das auch heute noch dort lebt. Neben drei anderen Wildhühnerarten gilt es als Urahn unserer heutigen Hühnerrassen.
Nach der zoologischen Systematik zählt das Bankivahuhn zur Ordnung der Hühnervögel, zur Unterfamilie der Fasane und zur Gattung der Kammhühner. Es ähnelt der heutigen Italiener-Rasse, die wir oft als "Bilderbuch-Huhn" vor Augen haben.
Wie die wilden Hühner leben
Der natürliche Lebensraum des Wildhuhns ist der Waldrand, wo es tagsüber Deckung findet und nachts "aufbaumen" kann, also auf einem Baum Platz zum Übernachten findet. Vor allem frühmorgens und am Spätnachmittag begibt es sich auf Futtersuche.
Wilde Bankivahennen legen zwei- bis dreimal im Jahr ein bis zwölf Eier. Im Frühjahr, der Zeit der Revierkämpfe, scharen die Hähne drei bis fünf Hennen um sich. Wenn die Brutzeit vorbei ist, leben Bankivahennen und -hähne in größeren Gemeinschaften von bis zu 50 Tieren zusammen. Im Gegensatz zu unseren Haushühnern wechseln die Hähne ihr buntes Prachtgefieder im Sommer gegen ein unscheinbareres Ruhekleid aus.
Das Huhn in Menschenhand
Die ersten Schritte zur Mensch-Huhn-Beziehung lassen sich in etwa so beschreiben: Zunächst waren die Eier aus dem Nest eines Wildhuhns eine willkommene Bereicherung des antiken Speisezettels. Das Fleisch wurde ebenfalls gekostet und für wohlschmeckend befunden.
Man fand Gefallen an dem schillernden Prachtgefieder der Hähne und wurde man Zeuge eines Revierkampfes, bewunderte man den Mut und die Kraft der Hähne. So zähmten die Menschen einige der zutraulicheren Wildhühner und kreuzten wilde Artgenossen mit gewünschten Eigenschaften ein.
Es begann eine lange Zuchttradition, die bis heute anhält und die die unterschiedlichsten Rassemerkmale hervorbringt. Begehrte Merkmale waren damals wie heute Schönheit, Kampfeslust, guter Fleischansatz und hohe Legeleistung.
Die Globalisierung des Huhns
Die domestizierten Hühner verbreiteten sich weiter von China über Ägypten bis nach Europa. Die Römer bescherten der Hühnerhaltung eine erste Blütezeit. Stand zunächst die Nutzung für Kult- und Bestattungsrituale im Vordergrund, schätzten die Römer bald mehr und mehr Fleisch und Eier der Tiere.
Aber auch sie verehrten weiterhin den Stolz und die Kampfeslust der Hähne und weihten sie ihrem Kriegsgott Mars. Auch im Mittelalter war die Hühnerhaltung weit verbreitet. In den Zeiten prächtiger Parks und Gärten des Barocks dienten Hühner als ungewöhnliche und möglichst exotische Zierde.
Von Lege-, Fleisch- und Zwiehühnern
Bis heute halten Menschen auf der ganzen Welt Hühner als Haus- und Nutztiere. Mehr als 180 Hühnerrassen gibt es, die sich nach ihrer Nutzung einteilen lassen: in Legerassen, Fleischrassen und solche Rassen, die sich für eine Doppelnutzung eignen – die sogenannten "Zwiehühner" oder Zweinutzungshühner.
Zu den Fleischrassen gehören zum Beispiel die schweren Brahma oder die meist gesprenkelten Mechelner. Als Vertreter der Legerassen gelten die mittelgroßen Italiener oder die silber- bis goldfarbenen Brakelhühner. Der Bergische Schlotterkamm dagegen zählt zu den typischen Zwiehühnern – diese eignen sich gleichermaßen zum Eierlegen und als Fleischlieferanten. Beliebt sind außerdem Zwerghühner, die sich selbst in einem kleinen Garten halten lassen.
Power-Hybriden für die Industrie
Neben den 180 Hühnerrassen existieren die leistungsstarken Hybridtiere, die hauptsächlich in der industriellen Haltung eingesetzt werden. Extrem hohe Legeleistung und schneller Fleischansatz sind die Kriterien für die Industrie. Ihre Effektivität verdanken sie dem gezielten Selektieren und Kreuzen von Tieren verschiedener Reinzuchtrassen. Es entstehen die sogenannten Hybridhühner.
Diese werden nicht weiter für die Zucht eingesetzt, denn ihre genetische Eigenschaften lassen sich nicht ohne Weiteres vererben und ihre Nachkommen wären völlig unterschiedlich. Damit die geforderte Einheitlichkeit garantiert ist, müssen wirtschaftlich orientierte Betriebe immer neue Tiere bei den weltweit nur noch sehr wenigen Zuchtbetrieben zukaufen.