Deutschlands Energiehunger ist riesig
Für Laien sind hohe Mengenangaben oft schwer einzuschätzen. Das gilt auch für den Energieverbrauch. Während der private Strom in Kilowattstunden abgerechnet wird, gibt das Umweltbundesamt den Jahresverbrauch in Deutschland in Petajoule an, wobei ein Petajoule etwa 278 Gigawattstunden entspricht.
2018 kam Deutschland auf einen Primärverbrauch von 12.900 Petajoule. Das heißt, dass etwa zwei Prozent der 2018 weltweit verbrauchten Energie auf Deutschland entfielen. Das wirkt erst mal wenig.
Berücksichtigt man jedoch, dass Deutschland lediglich ein Prozent der Weltbevölkerung stellt, wird klar, dass Deutschlands Energiehunger enorm groß ist. Auf der Rangliste der Länder mit dem höchsten Energieverbrauch haben wir 2018 sogar Platz sieben belegt.
Alle brauchen Energie
Die meiste in Deutschland verbrauchte Energie floss 2018 in den Verkehr. Gut ein Fünftel der Jahresenergiemenge benötigten wir, um Verkehrsmittel anzutreiben, wie Lkw, Busse, Bahnen, Flugzeuge und Autos.
Nahezu gleichauf lag der Energiebedarf der Industrie. Besonders energiehungrig waren Stahl- und Aluminiumwerke, aber auch die Chemieindustrie.
Ein weiteres Fünftel des Energieverbrauchs 2018 entfiel auf die sogenannten Umwandlungsverluste. So bezeichnen Fachleute die Energie, die verloren geht, wenn man eine Energieform in eine andere umwandelt, zum Beispiel Braunkohle in Wärme.
Den vierthöchsten Energieverbrauch hatten 2018 die privaten Haushalte. Sie verbrauchten ein knappes Fünftel der Energie.
Während die Industrie die Energie hauptsächlich für die sogenannte Prozesswärme braucht, also um Material schmelzen, trocknen und schmieden zu können, floss sie in den privaten Haushalten vor allem in die Wärmeerzeugung.
Am wenigsten Energie verbrauchten das Gewerbe, der Handel und die Dienstleistungen. Dieser Wirtschaftssektor kam mit halb so viel Energie hin wie die Industrie.
Mehr fossile Brennstoffe als erneuerbare
Anders als oft angenommen stammte auch 2018 der überwiegende Teil unserer Energie aus fossilen Brennstoffen, also denjenigen Energieträgern, die beim Verbrennen Kohlendioxid erzeugen. Dasselbe Bild zeigt sich laut erster Erhebungen auch für 2019.
Die meiste Energie – gut ein Drittel – haben wir 2018 und 2019 erzeugt, indem wir Erdöl verbrannt haben. Etwa ein Viertel der Energie haben wir in beiden Jahren aus Erdgas gewonnen, das ebenfalls verbrannt wird.
Der Kohleanteil lag 2018 bei 22,2 Prozent, wobei der Anteil von Steinkohle und Braunkohle etwa gleich hoch war. 2019 ging der Kohleanteil auf 17,9 Prozent zurück.
Der Anteil der erneuerbaren Energien lag 2018 bei 13,8 Prozent und 2019 bei 14,7 Prozent. Die Erneuerbaren sind vor allem ins Stromnetz geflossen, wo sie 2019 fast 43 Prozent ausmachten.
Fast die Hälfte der erneuerbaren Energie stammte 2018 aus Biomasse. Dann folgten – mit relativ großem Abstand – Windenergie und Solarenergie. Die restliche Energie lieferten Atomkraftwerke. Ihr Anteil betrug 2018 und 2019 gut sechs Prozent.
Die meiste Energie wird importiert
Und woher kommt all die Energie für Licht, Wärme, Maschinen und Verkehr? Deutschland ist ein rohstoffarmes Land, den größten Teil unserer Energie müssen wir daher importieren. 2018 haben wir 70 Prozent unserer Energie aus anderen Ländern bezogen.
Bei Öl, Steinkohle, Gas und Uran hängen wir fast komplett von Importen ab. Der größte Lieferant von Öl, Steinkohle und Gas ist Russland. Bei Öl und Gas liegt Norwegen an zweiter Stelle. Bei der Steinkohle sind es die USA.
Die Braunkohle wird in Deutschland abgebaggert. Hier tritt Deutschland auch als Exporteur auf. Das Problem: Bei der Energiegewinnung aus Braunkohle fällt besonders viel klimaschädliches CO2 an.
Aus der Steinkohleförderung ist Deutschland Ende 2018 ausgestiegen. Ohne hohe Subventionen lohnte sich die Steinkohleförderung für die Bergbau-Unternehmen nicht mehr. Auch die Braunkohleförderung wird vom Staat subventioniert.
Die erneuerbaren Energien kommen ebenfalls aus heimischer Produktion. Während das Geschäft mit der konventionellen Energie in der Hand von Konzernen liegt, mischen bei den erneuerbaren Energien auch kleine Erzeuger mit. Gut 40 Prozent stammen hier von Privatpersonen, Genossenschaften und Landwirten.
Private Haushalte nutzen kaum noch Kohle
In privaten Haushalten haben wir 2018 laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen fast alle Energieträger genutzt. Die meiste Energie stammte aus Gasen, gefolgt von Mineralöl und erneuerbaren Energieträgern. Stein- und Braunkohle verbrauchen wir in privaten Haushalten zum Glück kaum noch.