Kopf eines Koala

Beuteltiere

Koalas

Koalas werden oft als Bären bezeichnet, aber das ist falsch: Koalas sind Beuteltiere. Sie leben nur an der Ostküste von Australien und gehören zu den beliebtesten Wahrzeichen des Landes.

Von Birgit Amrehn

Der Name

Dass Koalas oft als "Koalabären" bezeichnet werden, liegt an einem Tick der europäischen Einwanderer: Sie verglichen das Aussehen der exotischen Tiere von Australien mit den Tieren, die sie aus ihrer Heimat kannten. So hat sich der falsche Name bis heute durchgesetzt.

Tricks gegen Gift

Das typische Bild eines Koalas ist ein dösendes Fellknäuel hoch oben in der Astgabel eines Baumes. Bis zu 20 Stunden pro Tag verbringen Koalas so. Kein Wunder, sie müssen Energie sparen.

Koalas fressen ausschließlich die nährstoffarmen Blätter des Eukalyptusbaumes. Dabei sind sie noch sehr wählerisch. Von den rund 600 Eukalyptusarten in Australien akzeptieren sie nur eine sehr geringe Anzahl als Futter.

Ein Koala sitzt auf einem Ast und frisst

Spezialisiert auf nur wenige Arten von Eukalyptusblättern

Um die schwer verdaulichen und für die meisten anderen Tiere hochgiftigen Blätter unbeschadet fressen zu können, hat der Koala ein paar Extra-Tricks: Sein Verdauungssystem kann bis zu einem gewissen Grad Gift neutralisieren. Zudem schnüffelt der Koala ausgiebig an den Blättern, bevor er sie frisst. Dadurch erkennt er, ob die toxischen Inhaltsstoffe nicht zu hoch sind.

Besteht das Futter diese Qualitätskontrolle, bleibt das Problem, die faserreichen Blätter zu verdauen. Hierfür besitzt er den mit 200 Zentimetern längsten Blinddarm aller Säugetiere. Bei uns Menschen ist der Blinddarm nur sechs bis acht Zentimeter lang. Im Blinddarm der Koalas warten Millionen von Bakterien darauf, die schwer verdaulichen Ballaststoffe in Nährstoffe aufzuspalten.

Einsamer Koala?

Auf den ersten Blick scheinen Koalas Einzelgänger zu sein. Erst bei genauerer Beobachtung lässt sich erkennen, dass sie in einem stabilen sozialen System leben. Jedes Tier hat dabei sein eigenes Revier. Darin befinden sich feste Futter- und Schlafbäume.

Die Reviergrenzen markiert das Männchen mit einem braunen, klebrigen Sekret, das es aus einer Brustdrüse an Baumstämme reibt. Das Weibchen hingegen markiert mit Urin. Trotz dieser Duftgrenzen überlappen sich die Reviere an den Rändern. Um sich mit dem Nachbarn auszutauschen, gibt es festgelegte Bäume. Die sind mit Kratzspuren und Kothaufen gekennzeichnet.

Ein Koala sitzt im Geäst und schläft

Koalas haben feste Schlafbäume

Mit Gebrüll zur Paarung

Den Zeitpunkt der Paarung festzulegen, ist bei den Koalas Frauensache. Frühestens wenn der Nachwuchs des Vorjahrs selbstständig ist, oftmals aber auch nur alle zwei bis drei Jahre, ist das der Fall.

Die Paarungszeit liegt zwischen August und Februar. In dieser Zeit machen die Männchen mit lautem Gebrüll und einer Mischung aus Schnarch-, Grunz- und Rülpslauten auf sich aufmerksam. Stößt das Werben beim Weibchen auf Interesse, lockt es den Partner an. Manchmal macht es sich aber auch selbst auf, um das Männchen aufzusuchen.

Die Paarung in luftiger Höhe gleicht eher einem Kampf als einem zärtlichen Schäferstündchen. Das Männchen hält das Weibchen von hinten fest und drückt es gegen den Baumstamm. Sobald der Paarungsakt vorbei ist, wird das Männchen vertrieben.

Koala sitzt auf einem Baum und schreit

Zur Paarungszeit können die ruhigen Tiere ganz schön laut werden

Kinderstube Beutel

Nach nur 35 Tagen kommt der Nachwuchs zur Welt. Das Baby ist nur zwei Zentimeter lang, nackt und blind. Bis auf die Vorderbeine ist das Skelett noch nicht richtig ausgebildet.

Sofort macht es sich ohne die Hilfe der Mutter auf den Weg zum Beutel. Das Jungtier orientiert sich dabei am Geruch und seinem angeborenen Sinn für Schwerkraft. Im Beutel angekommen, saugt es an der Zitze. Diese schwillt im Mund des Jungen an, sodass es regelrecht angedockt ist. Erst nach mehreren Wochen löst sich diese Verbindung wieder.

Im Schutz des Beutels wächst das Koalababy heran. Nach fünf bis sechs Monaten öffnet es zum ersten Mal die Augen. Von Zeit zu Zeit streckt es vorsichtig seinen Kopf aus dem Beutel. Noch kann es die giftigen Eukalyptusblätter nicht verdauen. Der Darm des Jungtieres muss erst mit den wichtigen Bakterien "geimpft" werden. Dafür beginnt es einen vorverdauten Brei aus dem Blinddarm der Mutter zu fressen.

Praktischerweise öffnet sich der Beutel bei Koalas nach unten hin. So kann das Baby den Brei direkt vom After der Mutter aufnehmen, ohne den schützenden Beutel verlassen zu müssen. Schließlich beginnt es nach und nach auch Blätter zu fressen, wobei es bis zum ersten Lebensjahr immer wieder die Muttermilch trinkt.

Sobald das Jungtier für den Beutel zu groß ist, wird es von der Mutter huckepack auf dem Rücken getragen.

Mutter mit Jungtier auf dem Rücken

Größere Jungtiere werden auf dem Rücken getragen

Koalas in Not

Früher waren die niedlichen Tiere in vielen Regionen Australiens verbreitet, doch heute leben sie nur noch entlang der Ostküste des Kontinents.

Die Koalas haben stark unter der Besiedlung durch die Europäer gelitten. Wegen ihres wertvollen Pelzes wurden mehrere Millionen Tiere abgeschossen. Außerdem holzten die Siedler bis heute 80 Prozent der Eukalyptuswälder ab, des natürlichen Lebensraums der Koalas.

Der Bestand wild lebender Koalas wird von der  Australian Koala Foundation auf 32.000 bis 58.000 Tiere geschätzt (Stand 2021). Und nach wie vor sind sie vielen Gefahren ausgesetzt. Koalas sind gute Kletterer und hoch oben in den Gipfeln der Bäume geschützt. Doch wenn sie am Boden von Futterquelle zu Futterquelle ziehen, sind die schlechten Läufer leichte Beute für die von den Europäern eingeschleppten Hunde und Füchse.

Ein weiteres Problem ist der Bau neuer Straßen und Siedlungen. Koalas wandern nicht ab, sondern bleiben ihrem Revier treu. Umsiedeln lassen sich die Tiere aufgrund ihres komplexen Sozialsystems nur sehr schlecht. So sind vom Stress kranke oder überfahrene Koalas inzwischen vielerorts ein alltäglicher Anblick.

Koala-Warnschild an einer Straße

Warnschilder helfen nur wenig

Zudem sterben viele Koalas bei den zahlreichen Buschbränden in Australien, die in den Jahren 2019 und 2020 besonders verheerend waren.

(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 14.12.2021)

Quelle: WDR

Darstellung: