Vom Panzerträger zum Korallenfisch
Ob im eiskalten Nordpolarmeer, in den warmen Gewässern der Tropen, in der stockdunklen Tiefsee oder in flachen Tümpeln – Fische haben sich selbst an die widrigsten Bedingungen angepasst.
Ihre ältesten Verwandten, die Placodermi oder Panzerfische, sahen noch recht schwerfällig aus. Kopf und Vorderkörper der bis zu zehn Meter langen Giganten wurden von dicken Knochenplatten geschützt.
Die im Devon (vor etwa 410 bis 360 Millionen Jahren) ausgestorbenen Urfische waren die ersten Wirbeltiere mit Kiefer. Sie entstanden im Süßwasser und eroberten später auch das Meer.
Aus den Panzerfischen entwickelten sich die Knorpelfische (Haie, Rochen, Chimären) und die Knochenfische. Das Innenskelett der Knochenfische ist im Gegensatz zu den Knorpelfischen durch Kalzium-Einlagerungen verknöchert.
Eine weitere Errungenschaft der Knochenfische ist die Schwimmblase, die im Wasser den Auftrieb regelt. Knorpelfische wie der Hai müssen dagegen ständig schwimmen, um nicht auf den Grund zu sinken. Mehr als 96 Prozent der heute lebenden Fischarten gehören zu den Knochenfischen.
Was macht den Fisch zum Fisch?
Fische sind wechselwarme, im Wasser lebende Wirbeltiere mit Kiemen und Schuppen. Anders als die meisten Landwirbeltiere bewegen sich Fische durch eine seitliche Schlängelbewegung ihrer Wirbelsäule fort. Knochenfische haben eine Schwimmblase. Das Organ hat sich ursprünglich vom Darm abgespaltet und bei den anderen Wirbeltieren wahrscheinlich zur Lunge entwickelt.
Die Schwimmblase der Fische reguliert den Auftrieb im Wasser. Der Fisch kann gezielt Gas in die Blase hineinpumpen, um aufzusteigen, oder hinauslassen, um abzusinken.
Zur Fortpflanzung legen die meisten Fische Eier. Die Weibchen geben dazu oft mehrere Millionen Eier, den Rogen, ins Wasser ab, die dann vom männlichen Sperma, der Fischmilch, befruchtet werden.
Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich in den ersten Lebensstadien von einem sie umgebenden Dottersack ernähren. Es gibt aber auch Fische wie Haie, Rochen oder Guppys, die ihre Jungen lebend gebären.
Salz- und Süßwasserfische
Meeresfische verfügen über spezielle Mechanismen, um sich dem Salzgehalt des Wassers anzupassen. Die Salzkonzentration des Meerwassers ist wesentlich höher als die im Gewebe und Blut des Fisches.
Wegen dieses Konzentrations-Unterschiedes würde ein Meeresfisch regelrecht ausgesaugt, wäre er nicht in der Lage, die Flüssigkeit laufend zu ersetzen. Er würde mitten im Wasser vertrocknen.
Durch spezielle Vorrichtungen in den Kiemen kann er das Meerwasser so stark entsalzen, dass es der Konzentration seiner Körperflüssigkeit entspricht. Im Gegensatz zu uns Menschen können Meeresfische Salzwasser also trinken.
Süßwasserfische haben genau das umgekehrte Problem: Ihre Körperflüssigkeit enthält mehr Salze, als das sie umgebende Wasser. Um den Konzentrations-Unterschied auszugleichen, strömt über die Hautoberfläche laufend Wasser in sie hinein. Um nicht zu platzen, scheidet ein Süßwasserfisch das Wasser über die Nieren wieder aus.
Schwindender Lebensraum
Aus der Sicht eines Fisches ist ein Fluss dann attraktiv, wenn er viel Nahrung, ausreichend Sauerstoff zum Atmen und gute Laich- und Versteckmöglichkeiten bietet. Außerdem sollte er im Winter nicht vollständig zufrieren. Um diese Ansprüche zu befriedigen, wandern viele Fische im Laufe ihres Lebens die Flüsse auf und ab.
Aale zum Beispiel laichen in der atlantischen Sargassosee vor den Bahamas und schwimmen dann in großen Schwärmen Tausende von Kilometern die europäischen Flüsse hinauf. Die Jahre bis zur Geschlechtsreife verbringen sie damit, sich im Süßwasser vollzufressen.
Lachse machen es genau umgekehrt. Sie schlüpfen in der Quellregion der Flüsse und wandern im Laufe ihres Lebens ins Meer. Erst kurz vor dem Laichen treten sie den Rückweg an.
Auch Fische, die nicht wie Lachs, Aal oder Neunauge zu den Wanderfischen zählen, halten sich im Laufe ihres Lebens in unterschiedlichen Gewässerzonen auf. Hechte laichen zum Beispiel gerne auf überschwemmten Wiesen, sind sonst aber eher im Tiefwasser zu finden.
Viele Fische benötigen unterschiedliche Strömungsmuster, Nahrungs-, Licht- und Temperatursituationen, um sich entwickeln zu können. Ein natürlicher Fluss bietet ihnen diese Möglichkeiten. Doch immer mehr Flüsse werden durch Staudämme, Begradigungen und Kraftwerke so verbaut, dass vielen Fischarten die Lebensgrundlage entzogen wird.
Wasserqualität deutscher Gewässer
Obwohl das Wasser der deutschen Flüsse in den vergangenen Jahrzehnten deutlich sauberer geworden ist, geht es den meisten der mehr als 60 deutschen Fischarten schlecht. Wehre, Wasserkraftwerke oder Schleusen stellen vor allem für nicht ortstreue Arten unüberwindbare Hindernisse dar.
Während der Lachs Staumauern von einem halben Meter Höhe noch ohne Probleme überspringt, wird der Groppe, einem unserer häufigsten heimischen Fische, schon von einer 15 Zentimeter hohen Staumauer der Weg versperrt.
Aufwändig gebaute Fischtreppen sollen das Problem in vielen deutschen Flüssen lösen. Bei älteren Bauwerken schafften Fische wie die Äsche oder die Barbe den Aufstieg über die "Umgehungsstraße" jedoch nicht. Neuere Fischtreppen hingegen versuchen, die Belange aller Arten zu berücksichtigen – notfalls mit unterschiedlich großen Stufen.
Zusätzlich gefährden nach wie vor Industrieabwässer und Düngemittel aus der Landwirtschaft gefährden den Lebensraum der Fische. Raubfische wie die Lachse kommen zudem schlecht mit der allgemeinen Erwärmung der Gewässer zurecht.
Die Fischzucht und ihre Probleme
Karpfen werden bei uns seit Jahrhunderten erfolgreich gezüchtet. Es sind Massenfische, die Millionen Laicheier legen und sich dadurch rasend schnell vermehren. Auch nahrungstechnisch sind sie relativ anspruchslos.
Die Zucht von Lachsartigen (Salmoniden) ist in unseren Breitengraden im großen Maßstab jedoch schwierig. Es muss sehr viel Eiweiß zugefüttert werden, das in Form von Seefischabfällen oder Soja verabreicht wird. Das Fischmehl stammt unter anderem aus dem Beifang, der in der Seefischerei anfällt. Der Überfischung entgegenwirken kann man also nur, indem man pflanzenfressende Fische züchtet.
In tropischen Regionen und im Mittelmeer ist Fischzucht eine wichtige Einkunftsquelle. Trotz vieler Vorteile gegenüber dem kommerziellen freien Fischfang gibt es auch dabei ökologische Probleme. Die intensive Haltung auf engem Raum erfordert den Einsatz von Medikamenten – oftmals nur zur Vorbeugung, um Epidemien in den Kulturen zu vermeiden.
Zuchttiere, die in die Freiheit gelangen, können zudem einheimische Arten verdrängen oder die genetische Ausstattung der wildlebenden Verwandten verändern.