Immer in Bewegung
Der Atlantik ist erdgeschichtlich ein relativ junger Ozean. Entstanden vor etwa 150 Millionen Jahren, ist er sogar der jüngste der fünf Ozeane.
In diesem Zeitraum fiel der Urkontinent Pangäa auseinander und der Meeresboden bekam Risse entlang der Mittelozeanischen Rücken. Das sind Gebirge auf dem Grund des weltweiten Ozeans mit einer Gesamtlänge von etwa 70.000 Kilometern. Dieser Teil im Atlantik nennt sich "Mittelatlantischer Rücken" und erstreckt sich von Norden nach Süden.
Das Unterwassergebirge teilt den Ozean in eine West- und eine Ostatlantische Mulde. Weil das Erdinnere immer in Bewegung ist, strömt an den Rissen des Mittelatlantischen Rückens unaufhörlich Magma aus und stapelt sich am Meeresboden übereinander. Der wird dadurch ständig vergrößert.
Dabei entfernen sich die Kontinente Europa und Afrika zunehmend von Amerika – ungefähr mit drei Zentimetern pro Jahr. In 100 Millionen Jahren führt dieser Prozess dazu, dass beispielsweise das Mittelmeer völlig verschwunden sein wird, weil Afrika an den europäischen Kontinent herandriftet.
Unterscheidung von Nord- und Südatlantik
Die Ausdehnung des Atlantischen Ozeans ist enorm, weshalb man auch zwischen Nord- und Südatlantik unterscheidet. Im Westen berührt er die beiden amerikanischen Kontinente und im Osten grenzt er an Europa und Afrika.
Das Nordpolarmeer in der Arktis und die Drake-Passage im Südpolarmeer verbinden den Atlantik mit dem Pazifischen Ozean. Im Südosten markiert der 20. Längenkreis seine Grenze zum Indischen Ozean.
Der Golf von Mexiko und das Karibische Meer gelten als Nebenmeere des Atlantischen Ozeans. Von dort bringt der Nordatlantikstrom mildes Klima nach Europa.
Ebenso wie die Nordsee und Ostsee gehört auch das Mittelmeer zu diesen mehr als zehn Meeren. Die Verbindung zum Atlantischen Ozean schafft hier die Straße von Gibraltar – eine der am stärksten befahrenen Wasserstraßen weltweit. Gleichzeitig trennt sie Europa vom afrikanischen Kontinent, auf dem an dieser Stelle Marokko liegt.
Schnellere Überquerung per Dampfmaschine
Diese Dimensionen lassen nur erahnen, wie viel Respekt der Atlantik den Menschen früher eingeflößt haben muss. Gleichzeitig aber auch die große Sehnsucht, verbunden mit Angst, das andere Ufer dieses scheinbar unendlichen Wassers erreichen zu wollen.
Nach der ersten Überfahrt des Christoph Kolumbus 1492 gab es erst im 19. Jahrhundert regelmäßige Ozeanüberquerungen. Die Menschen in Europa wollten die ärmlichen Verhältnisse jener Zeit hinter sich lassen und im aufblühenden Amerika neu anfangen. Es kam zu regelrechten Auswanderungswellen.
Der erste Transatlantikdampfer stach 1847 von Bremerhaven aus in See. Sein Ziel war der Hafen von New York. Die Menschen nahmen bei solchen Überfahrten extreme Strapazen auf sich, denn die überfüllten Decks waren alles andere als bequem ausgestattet.
Nach dem Ersten Weltkrieg sank dann die Zahl der Passagiere, die ihrer Heimat den Rücken kehren wollten. Erst in den 1930er-Jahren setzte dann eine zweite Auswanderungswelle ein. Diesmal flohen viele Menschen vor den Verfolgungen durch die Nationalsozialisten, wie zum Beispiel Albert Einstein oder Thomas Mann.
Die Dampfer transportierten jedoch nicht nur Passagiere. Sie waren damals auch die einzige Postverbindung, die es zwischen den Kontinenten gab. Denn bis dahin war es nicht möglich, diese Strecke mit einem Flugzeug zurückzulegen. Heute sind auf dem Atlantik so viele Schiffe unterwegs wie auf keinem anderen Ozean.
Eine Möwe pickt an einem Plastikbeutel
Der Müll und das Meer
Der Schiffsverkehr hinterlässt seine Spuren. Immer wieder kentern Schiffe und verlieren Treibstoff oder es kommt auf Bohrinseln zu Zwischenfällen, bei denen Unmengen an Öl ins Wasser fließen.
Auch das Müllproblem spitzt sich im Atlantik zu. Riesige Teppiche aus Plastikteilen schwimmen auf der Wasseroberfläche. Meeresvögel erwürgen sich damit oder verenden, weil sie den Müll nicht von ihrer natürlichen Nahrung unterscheiden können.
Die Giftstoffe des Plastiks gelangen aber auch in kleinste Meeresbewohner. Die Folgen sind noch nicht geklärt.
Dabei herrscht in der Tiefe eine riesige Vielfalt an Pflanzen und Tieren, wovon wir weniger als ein Prozent kennen: Der Mensch könnte vieles von den Meeresbewohnern lernen. Wie Krankheiten zustande kommen etwa oder wie Bakterien bekämpft werden könnten. Die Gene einfachster Meerestiere wie der Qualle oder des Schwamms könnten Antworten auf diese Fragen liefern.
Quelle: SWR | Stand: 24.03.2020, 09:40 Uhr