Spinnenangst

Planet Wissen 25.04.2024 02:05 Min. UT Verfügbar bis 11.09.2028 WDR

Spinnen

Arachnophobie – Angst vor Spinnen

Hilfe, eine Spinne! Manche Menschen bekommen beim Anblick einer Spinne regelrecht Panik. Das ist nicht gespielt und eine ernst zu nehmende Angststörung.

Von Claudia Füßler

Hinweis der Redaktion: In diesem Text verzichten wir auf Bilder von Spinnen, damit auch von Arachnophobie Betroffene die Informationen lesen können.

Woher kommt die Angst?

Die Angst vor Spinnen, auch Arachnophobie genannt, gehört zu den spezifischen Phobien. Die Betroffenen haben also Angst vor einer bestimmten Sache – in diesem Fall vor einer Spinne. Sie reagieren bei dem Anblick oder allein dem Gedanken daran panisch.

Die Arachnophobie ist die weltweit am meisten verbreitete spezifische Phobie, es gibt also viele Betroffene.

Woher aber kommt diese Angst vor den langbeinigen Krabblern? Dass eine Spinne einen Menschen angreift, passiert so gut wie nie. Und selbst wenn – die hier heimischen Arten könnten niemandem ernsthaft schaden.

Die in der Zimmerecke friedlich hockende Spinne wird dennoch von einigen als lebensbedrohliches Monster angesehen. Wissenschaftler haben verschiedene Theorien dafür. Die genaue Ursache für die Arachnophobie ist aber noch nicht endgültig geklärt.

Warum ängstigen sich Menschen vor Spinnen?

  • Theorie 1: Ein evolutionsbiologischer Ansatz geht davon aus, dass unsere frühen Vorfahren mit gefährlichen Spinnen zu tun hatten – sie mussten sich also in Acht nehmen. Diese Vorsicht könnte über Generationen vererbt worden sein.
  • Theorie 2: Manche Forscher vermuten, dass die Fortbewegungsart der Spinnen die Panik auslöst: Spinnen machen keine Geräusche, bewegen sich sehr schnell und unvorhersehbar und können auf Menschen klettern. Für Spinnenphobiker ein furchtbarer Gedanke.
  • Theorie 3: Die dritte und von Psychologen favorisierte Theorie ist das Modelllernen. "Kinder lernen durch das Verhalten ihrer Eltern: Oh, eine Spinne, da muss man aufpassen, die ist eklig! Das hält sich oft bis ins Erwachsenenalter und wird schlimmstenfalls zur Phobie", sagt Martina Krämer, Psychologische Psychotherapeutin am Institut für Psychologie an der Universität Freiburg.

In den Keller gehe ich nicht!

Die Ausprägungen der Arachnophobie sind sehr unterschiedlich. Manch einer bekommt einfach Herzrasen, wenn er eine Spinne sieht, und will diese auf keinen Fall anfassen.

Andere fürchten sich so sehr, dass ihre Lebensqualität dadurch eingeschränkt ist. Sie gehen nicht mehr in den Keller, meiden den Balkon, die Garage, den Garten – schließlich könnte überall eine Spinne lauern. "Es gibt Leute, die checken jeden Raum, den sie betreten, als Erstes auf Spinnen ab", sagt Krämer.

Ob eine Spinnenphobie behandelt werden sollte, hängt von zwei Kriterien ab: Wie stark sind die Betroffenen dadurch im Alltag eingeschränkt? Und wie sehr leiden sie unter ihrer Angst?

Die Angst vor Spinnen lässt sich besiegen

Wer sich entschließt, sich helfen zu lassen, hat große Chancen, sich von der Panik befreien zu können. "Die Konfrontationstherapie ist eine sehr erfolgreiche Methode, meist genügen schon wenige Sitzungen, um den Betroffenen zu helfen", sagt Martina Krämer, Psychologische Psychotherapeutin am Institut für Psychologie an der Universität Freiburg.

Anfangs wird über die Spinne gesprochen, der Therapeut schaut gemeinsam mit dem Phobiker Bilder und Filme an. Dann beginnt die räumliche Annäherung an die Spinne. So lange, bis der Ängstliche sich traut, das Tier zu berühren. Wobei das nicht immer nötig ist.

"Zu Beginn der Therapie wird mit dem Patienten geklärt, welches Ziel er hat", sagt Krämer. "Will er eine Spinne wirklich anfassen können oder reicht es ihm schon, wenn er entspannt in einem Raum sitzen kann, in dem eine Spinne an der Wand entlang läuft?"

Angststörungen steigen mit dem Alter

Sieht ein Mensch mit Arachnophobie eine Spinne, bricht bei ihm Panik aus. Der Puls beschleunigt sich, das Herz rast, die Hände werden schweißnass. Viele denken dann, sie würden vor Angst durchdrehen oder einen Herzinfarkt bekommen.

"Wir zeigen, dass man die Angst aushalten kann und nichts passiert, keiner dreht durch, keiner kriegt einen Herzinfarkt. Wenn man das eine Weile macht, sieht man deutlich, wie die Panikkurve wieder nach unten geht", sagt Krämer.

In Deutschland leiden rund fünf Prozent der Menschen an Arachnophobie, darunter deutlich mehr Frauen als Männer. Viele von ihnen wissen gar nicht, dass es eine einfache und schnell wirksame Therapie für diese Angst gibt.

Spätestens, wenn sich jemand von der Phobie beeinträchtigt fühlt, sollte er sich Hilfe suchen. Denn solche Angststörungen verlaufen chronisch – das heißt, sie werden mit zunehmendem Lebensalter immer schlimmer.

Hinzu kommt: Wer an einer Angststörung leidet, riskiert die Entwicklung weiterer Angststörungen, da sich die Angst auf andere Situationen verlagern kann.

Ein bewusster Umgang ist die beste Prävention

Damit eine Arachnophobie gar nicht erst entsteht, sind vor allem die Eltern gefragt. Sie sollten ihren Kindern vermitteln, dass Spinnen ein Teil der Natur und nicht gefährlich sind.

"Wichtig ist, dass Eltern keine Vermeidung vorleben, sie sollten vor den Kindern nicht panisch reagieren und souverän mit der Situation und der Spinne umgehen", sagt Psychotherapeutin Krämer.

Es helfe, sich intensiv mit der Spinne zu beschäftigen, sich Informationen über diese Tiere zu holen und vielleicht sogar im Gras gemeinsam nach ihnen zu suchen. Ein solcher natürlicher, bewusster Umgang ist die beste Präventionsmaßnahme.

(Erstveröffentlichung 2016. Letzte Aktualisierung 22.07.2019)

Quelle: WDR

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