Die Funktionen der Haut
Herz, Nieren, Leber – diese Organe fallen den meisten Menschen vermutlich zuerst ein. An die Haut denken die wenigsten, dabei ist sie unser größtes und schwerstes Organ.
Könnten wir im wörtlichen Sinne "aus der Haut fahren" und diese dann wiegen und messen, würden wir feststellen, dass unsere Haut bis zu zehn Kilogramm wiegt und ausgebreitet bis zu zwei Quadratmeter misst. Dennoch ist die Haut nur wenige Millimeter dick.
Die Aufgaben der Haut sind vielfältig. Die Haut hält unseren Körper zusammen, sie schützt uns vor Druck und Stößen und vor dem Eindringen von Wasser, UV-Strahlen, Schmutz und Mikroben – also winzig kleinen Lebewesen wie Bakterien und Viren. Sie sorgt auch dafür, dass wir nicht austrocknen: Ohne diese Barrierefunktion würde der Körper etwa 20 Liter Flüssigkeit pro Tag verlieren.
Die Haut reguliert den Wärmehaushalt des Körpers. Auch Gefühlsregungen drücken wir über unsere Schutzhülle aus: Wir werden rot vor Wut, blass vor Schreck, wir schwitzen vor Angst. Außerdem ist die Haut auch das sensible Sinnesorgan, mit dem wir tastend unsere Umwelt und unsere Mitmenschen erkunden.
Die Schichten der Haut
Grob eingeteilt besteht unsere Haut aus drei Schichten: Oberhaut (Epidermis), Lederhaut (Cutis) und Unterhaut (Subcutis). Über der Oberhaut liegt ein dünner Fettfilm, der aus Sekreten der Schweiß- und Talgdrüsen besteht. Dieser Film schützt die Haut vor dem Eindringen von Bakterien und Pilzen und lässt Wasser abperlen.
Unter dem Fettfilm liegt die Hornschicht. Das sind Zellen, die in der Oberhaut produziert werden, nach oben wandern und hier verhornen. Diese Hornschicht schuppt ab und wird innerhalb von rund einem Monat völlig neu gebildet. Verletzungen, die nicht tiefer als bis zur Keimschicht reichen, heilen restlos ab. Tiefer gehende Verletzungen lassen eine Narbe zurück.
Ebenfalls in der Epidermis angesiedelt, also in der Oberhaut, sind die Pigment bildenden Zellen. Die sogenannten Melanozyten bilden nach Sonneneinstrahlung den Farbstoff, der für die begehrte Bräunung der Haut sorgt.
Die Lederhaut wird von elastischen Fasern durchzogen, die für die erstaunliche Elastizität und Stabilität der Haut sorgen. In dieser Schicht befinden sich auch die Blutgefäße, die die Haut ernähren. Wird es einem Menschen warm, erweitern sie sich: Wärme wird nach außen abgegeben. Friert er, ziehen sich die Gefäße zusammen: Die Wärme wird im Körper zurückgehalten.
In der Lederhaut sind auch die Nervenendigungen und Rezeptoren angesiedelt. Sie leiten Reize wie Schmerz, Kälte, Wärme und Druck an das Gehirn weiter. Die Lederhaut ist dicker als die Oberhaut.
Die Unterhaut besteht hauptsächlich aus dem Fettgewebe, das so vielen Sorgen bereitet. Die Fettschicht dient als Wärmepolster, Nahrungsdepot und Puffer gegen Stöße. Von hier gehen Fasern aus, die die Haut mit Knochen, Sehnen und der Muskulatur verbinden. Außerdem befinden sich hier die Schweißdrüsen.
Haare und Nägel
Auch Haare und Nägel gehören zur Haut. Sie werden Hautanhanggebilde genannt. Finger- und Fußnägel bestehen aus einer 0,5 bis 0,7 Millimeter dicken Hornplatte, die auf dem Nagelbett liegt. Dazwischen befindet sich das Nagelhäutchen, das vor dem Eindringen von Schmutz und Bakterien schützt.
Haare bestehen aus dem gleichen Material wie Nägel. Die Haarwurzeln liegen in der Lederhaut. Drei Schichten formen ein Haar: das innere Haarmark, die pigmenthaltige Faserschicht und die äußere Hornschicht.
Zu jeder Haarwurzel gehört ein Muskel, der sich durch Kälte oder Erregung gereizt zusammenzieht und das Haar aufrichtet. Es kommt zur "Gänsehaut". Oberhalb dieses winzigen Muskels sitzen die Talgdrüsen, deren fettiges Sekret bewirkt, dass das Haar geschmeidig bleibt. Ihre Produktionszahlen entscheiden, ob wir nach einem Shampoo für normales, trockenes oder fettiges Haar greifen.
Wenn die Haut älter wird
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Haut. Sie wird dünner, trockener und es entstehen die berüchtigten Hautfalten. Anders als junge Haut speichern die Zellen der älteren Haut weniger Wasser. Hinzu kommt, dass weniger vom Protein Kollagen produziert und mehr davon abgebaut wird. Kollagen ist ein Gerüsteiweiß, das in der Lederhaut aufgebaut wird und der Hauptbestandteil der elastischen Fasern ist.
Wann es zum sichtbaren Altern der Haut kommt, ist bei jedem Menschen verschieden. Die Lebensgewohnheiten eines Menschen und seine Gene beeinflussen die Beschaffenheit der Haut.
Besonders übel nimmt es die Haut, wenn sie zu viel Sonne ausgesetzt ist. Die UV-Strahlung führt zu vorzeitiger Hautalterung und fördert die Entstehung von Tumoren. Wer viel Wasser trinkt, möglichst vollwertige Nahrung isst, sich viel bewegt, sich wohlfühlt und vor allem nicht raucht, hält seine Haut länger rosig, jung und straff.
Da immer noch niemand den legendären Jungbrunnen gefunden hat, müssen wir uns mit kosmetischen Prozeduren zur Hautverjüngung begnügen. Die Wissenschaft rückt den Falten mit Anti-Falten-Cremes, Laserstrahlen, Face-Lifting und mit dem Unterspritzen von Kollagen zu Leibe.
Beliebt sind auch chemische Peelings auf Fruchtsäure-Basis, die die oberste Hornschicht recht hautfreundlich abschälen. Die Haut darunter wirkt frischer und ebener, doch muss der Vorgang alle paar Monate wiederholt werden.
Krankheiten der Haut
Vor allem Hauterkrankungen wie Kontaktallergien und Neurodermitis nehmen in westlichen Ländern zu. Das hat verschiedene Ursachen: Stress, Nahrung und Umweltfaktoren wie zum Beispiel mit Schadstoffen belastete Luft reizen die Haut.
Auch unsere moderne Auffassung von Hygiene und Körperpflege trägt dazu bei, dass viele Menschen und vor allem Kinder allergisch auf bestimmte Stoffe reagieren. Weitere häufige Hautkrankheiten sind Ekzeme, Schuppenflechte, Akne, der Herpes-Virus, Pilzinfektionen, bakterielle Infektionen und Hautkrebs.
Viele innere Krankheiten rufen auch äußerlich eine Reaktion hervor. Die Haut zeigt dann an, wenn innen etwas nicht stimmt. So kann trockene und juckende Haut auf Diabetes hindeuten.
Die chinesische Medizin weiß schon seit 5000 Jahren, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen unserer Haut und unseren inneren Organen: Mit Akupunktur und verschiedenen Massagetechniken lindern und heilen chinesische Ärzte die Krankheiten ihrer Patienten.
(Erstveröffentlichung: 2003. Letzte Aktualisierung: 16.07.2020)