Mallorca

Mallorcas Pflanzenwelt

Mallorca ist ein Naturparadies. Schon im Januar verwandelt sich die Insel in einen riesigen blütenübersäten Garten. Den Startschuss geben die weißen Blüten der Mandelbäume, die aussehen wie Schneeflocken.

Von Andrea Schultens

Insel der zwei Jahreszeiten

Das mediterrane Klima bestimmt Landschaft und Pflanzenwelt: Auf Mallorca gibt es nur zwei Jahreszeiten. Während des extrem trockenen Sommers ist die Natur mehr oder weniger lahmgelegt. Das Wasser wird knapp, der Boden trocknet aus und reißt auf. Der größte Teil der Vegetation ist verdorrt. Große Flächen der Natur sind gelb und vertrocknet.

Mit dem ersten Regen Anfang Oktober ändert sich dies jedoch schlagartig. Der mallorquinische Winter ist mild und regnerisch. Die Vegetation erwacht und die ersten Pflanzen beginnen zu sprießen. Die vertrocknete gelbe Insel bekommt einen grünen Anstrich. Sie erblüht und ergrünt bis zum nächsten Juni.

Die Anfänge der Kultivierung

Ursprünglich bedeckte dichter mediterraner Wald die Insel. Im Laufe der Zeit opferten die wechselnden Bewohner Mallorcas immer wieder große Flächen dieses Waldes für den Schiffs- und Häuserbau. Sie holzten Bäume ab.

Im Gegenzug führten sie jedoch stets neue Pflanzen und Bäume auf die Insel ein. So legten die Römer als Ersatz Weinberge, Getreidefelder und Olivenhaine an. In den Bergwelten des Nordens sind die bizarren Formen dieser alten wilden Ölbäume bis heute anzutreffen.

Später brachten maurische Herrscher Mandel- und Pfirsichbäume mit. Die vegetative Artenvielfalt wurde immer größer und bei der heutigen Pracht ist kaum noch zu unterscheiden, welche Pflanzen mitgebracht und welche schon immer auf Mallorca heimisch sind.

Die Mandelbäume sind maurischen Ursprungs | Bildquelle: WDR/MEV/Peter Horn

Von Pinien und Eichen: Mallorcas Bäume

Der Waldbestand Mallorcas besteht zu 70 Prozent aus Aleppo-Kiefern, die oft auch als Pinien bezeichnet werden. Sie vertragen die Trockenheit besonders gut und kommen in Küstennähe, aber auch bis zu einer Höhe von 1000 Metern vor.

In den Bergwäldern Mallorcas wachsen außerdem die selteneren immergrünen Steineichen. Steineichen werden zehn bis 15 Meter hoch, ihr Unterholz besteht aus Kreuzdorn-Arten, Erdbeerbaum und Waldrebe.

Rar sind die für den Menschen giftigen Taxusbäume. Im trockenen Buschland und in Felsspalten gedeiht auch die Zwergpalme, die einzige heimische Palmenart Europas. Sie wächst nur an unzugänglichen Stellen und ist sehr widerstandsfähig. Zum Beispiel sprießen ihr nach Waldbränden schon bald wieder grüne Zweige.

Aleppo-Kiefern besiedeln die ungewöhnlichsten Orte | Bildquelle: WDR/Imago

Macchia: das Buschland

Große Flächen auf Mallorca sind bedeckt mit Macchia, mit immergrünen Gebüsch- und Strauchformationen. Macchia ist ein dichtes Gestrüpp aus ein bis drei Meter hohen Sträuchern und Baumsträuchern. Die Pflanzen dieses Buschlandes breiten sich dort aus, wo Wälder abgeholzt oder abgebrannt wurden.

Zur Macchia gehören Pflanzen wie Zistrosen, Baumheide, Ginster oder Rosmarin. Außerdem sind Erdbeerbäume, Myrte, Mastixsträucher, Zwergpalmen, Johanniskraut und mehrere Wacholderarten typische Macchia-Pflanzen.

Menschen verwerten dieses Buschland, das in der gesamten Mittelmeerregion häufig vorkommt, zu ganz unterschiedlichen Zwecken: Sie machen daraus unter anderem Brennholz, Laubfutter und Gerbstoffe. Außerdem finden halbwilde Ziegen hier ihr Futter.

Mittagsblumen sind typische Pflanzen der Macchia | Bildquelle: Mauritius/Jiri

Garriga: das Grasland

Auch die Garriga, ein mit Zwergsträuchern durchsetztes Grasland, ist typisch für Mallorca. Sie besteht aus besonders widerstandsfähigen Buschpflanzen. Die Garriga entsteht auf trockenem steinigen Boden durch knabbernde Ziegen und eine intensive Nutzung durch den Menschen – zum Beispiel der Herstellung von Holzkohle.

Zu ihr gehören vor allem stark duftende Kräuter wie Rosmarin, Lavendel oder Thymian sowie Gewächse, die sich mit Dornen gegen weiteren Verbiss wehren. Dazu zählen Stechginster, Mäusedorn und Kreuzdorn, die ein undurchdringbares Gebüsch bilden und nicht abgeweidet werden.

Pflanzen der Garriga werden höchstens zwei Meter hoch und wachsen auf felsigen Böden, die kaum mit Erde bedeckt sind. Sie befinden sich in den höheren Gebirgslagen Mallorcas, besonders an der gebirgigen Nordwestküste.

Auf steinigem Boden wachsen Pflanzen wie Stechginster | Bildquelle: WDR/Mauritius/Steffen Beuthan

Huerta: der mallorquinische Obstgarten

Mallorca hat auffällig viele Nutzbäume, die Tradition des Obst- und Gemüseanbaus ist alt. Schon die Römer legten in den fruchtbaren Tälern Gemüse- und Obstgärten an.

Die Mauren führten diese dann zur landwirtschaftlichen Hochblüte, denn sie brachten ihre schon weit entwickelte Bewässerungskunst auf die Insel und konnten diese so auch in den langen Trockenzeiten bewirtschaften. Auf Mallorca legen noch heute Mühlen und Wasserschöpfräder Zeugnis darüber ab.

Ein guter Boden bringt mehrere Ernten pro Jahr, wenn er während der trockenen Jahreszeit bewässert wird. Deshalb profitieren die sogenannten Huertas vor allem von ihren Bewässerungssystemen und Grundwasserbrunnen.

Neben Getreide und zahlreichen Gemüsearten werden hier fast alle Obstsorten angebaut, die auch in Mitteleuropa heimisch sind. Dazu kommen Baumplantagen mit Zitrusfrüchten wie Pampelmusen, Apfelsinen oder Zitronen.

Außerdem züchten die Mallorquiner Feigen, Granatäpfel und uns eher unbekannte Obstsorten wie Nispera oder Khaki. Oft fallen auch Kakteen auf, insbesondere der bis zu zehn Meter hohe Feigenkaktus, der oft eine unüberwindbare Hecke am Straßenrand bildet. Seine rot-gelben stacheligen Früchte sind lecker, aber mit hartnäckigen Borsten bedeckt.

Zitrusbäume sind auf der Insel ein gewohntes Bild | Bildquelle: WDR/Mauritius/Peter Widmann

Einzigartige Anbaugärten: die Terrassenfelder

Durch die großflächige Abholzung von Baumbeständen ist Mallorca schon seit langem von Erosion bedroht. Ohne zusätzlichen Halt würden auch die letzten Schichten des extrem kalkhaltigen Bodens davongetragen werden.

Außerdem war die Insel schon immer reich an Steinen. Deshalb errichteten die Mallorquiner schon früh niedrige Mauern aus Naturstein. Die sogenannten Tanques schützen auch heute noch Gemüsefelder und Obstplantagen, sie schirmen vor starken Winden ab und dienen zur Abgrenzung der Parzellen.

Es waren wiederum die Mauren, die die Idee dieser Steinmauern perfektionierten: Zum Schutz vor Erosion legten sie terrassenförmige Obstfelder an, die noch heute typisch für Mallorca sind.

Oft sind diese Terrassen hoch in die Berghänge hereingebaut und deshalb auf Regen angewiesen. Um die Feuchtigkeit besser zu halten, wachsen hier vor allem Bäume, die ohne künstliche Bewässerung auskommen wie Mandel- und Ölbäume.

Terrassenförmig angelegte Gärten im Gebirge | Bildquelle: dpa

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 28.09.2020)