Macht der Musik

Manipulation durch Musik

Musik wird oft gezielt eingesetzt, um unsere Stimmung zu beeinflussen: in der Politik, in Filmen oder im Supermarkt. Und häufig bemerken wir nicht einmal, was da gerade geschieht.

Von Salim Butt

Kaufhausmusik

Kaufen Sie mehr, wenn im Laden Musik läuft? Diese sogenannte "Muzak" wird an öffentlichen Orten als Hintergrundberieselung eingespielt und ist ein Profigeschäft, obwohl sie nur selten überhaupt wahrgenommen wird.

Viele Millionen Euro geben deutsche Einzelhändler jedes Jahr für "Muzak" aus. Sie soll die passende Stimmung im Laden erzeugen und unangenehme Stille verhindern. Kunden sollen sich wohler und entspannter fühlen und dadurch kaufbereiter werden. Aber die Käufergruppen sind oft sehr unterschiedlich, und manche Kunden fühlen sich von dieser Art Musik auch gestört statt entspannt.

In Fachgeschäften dagegen ist es einfach, spezielle Musik zum Warenangebot zu spielen. Zum Beispiel in Weingeschäften kann entsprechende Musik aus den jeweiligen Ländern anscheinend den Griff ins Regal fördern.

Politische Musik

Der Einsatz der Kaufhausmusik basiert hauptsächlich darauf, dass Musik Stimmungen und Gefühle hervorrufen soll. Manches löst sie selbst aus, anderes holt sie als Erinnerung aus dem Menschen hervor. Und das, ohne dass der Mensch diesen Vorgang bemerken würde. Geschieht das gegen den eigenen Willen, fühlen sich Menschen deshalb auch durch Musik manipuliert.

Ein besonders sinnfälliges Beispiel dafür ist die Marschmusik. Ihr gleichmäßig stampfender Rhythmus gibt einer marschierenden Gruppe den Gleichschritt vor.

Der wiederum gibt den Beteiligten das Gefühl, in der Masse der Teilnehmer aufzugehen, eins mit der Gruppe zu werden. Das nebelt das Bewusstsein regelrecht ein. Nicht nur die Nationalsozialisten, sondern alle totalitären Regimes haben diesen Effekt genutzt.

Und auch die Nationalhymnen funktionieren so ähnlich. An sie sind die Nationalgefühle gekoppelt und alles, was der Mensch mit ihnen assoziiert. So wird Musik unversehens zu etwas Politischem.

An die Hymne sind Nationalgefühle gekoppelt | Bildquelle: picture alliance/dpa/Ron Sachs

Gänsehautmusik

Musik löst unmittelbar Gefühle aus. Eine Untersuchung zeigte, dass besonders die Zunahme der Lautheit, vor allem im höheren Frequenzbereich um 1000 bis 3000 Hertz, einen starken Effekt auf die allermeisten Menschen hat: Sie bekommen eine Gänsehaut.

Hier werden ganz ursprüngliche Instinkte in uns angesprochen. Es scheint ein paar musikalische Muster zu geben, die sogar im Tierreich funktionieren. Drohen zum Beispiel ist dadurch gekennzeichnet, dass es sehr tieffrequent ist und in der Lautstärke zunimmt.

Ein hoher und melodischer Klang hingegen wird, wie bei Menschen, auch bei manchen Säugetieren mit Verbrüderung assoziiert. Starke Gefühle löst auch immer der Beginn von etwas Neuem in der Musik aus.

Das kann der Anfang eines neuen Abschnitts sein, aber auch der Einsatz neuer Instrumente, eines Solos oder einer Gesangsstimme. Letztere besitzt immer noch das größte Potenzial, starke Emotionen auszulösen. Am meisten rührt es uns immer noch an, wenn ein Mensch überzeugend und schön zu singen vermag.

Manche Musik macht Gänsehaut | Bildquelle: WDR/Interfoto/Imagebroker

(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 23.07.2019)