Der Expressionismus zeichnet sich durch intensive, vom Gefühl bestimmte Darstellungen aus. Im Gegensatz zum Realismus, in dessen Malerei es das Hauptziel der Künstler war, die Realität so genau wie möglich darzustellen, versuchen die Künstler in der Kunstrichtung des Expressionismus ihre Gefühle auszudrücken.
In der Malerei nutzen sie dafür zum Beispiel kräftige Farben: rot, blau, grün und gelb. Die Motive sind verzerrt und bestehen oft aus geometrischen, flächigen Formen. Die räumliche Perspektive fehlt in den Bildern, dadurch erscheinen die Motive flach und zweidimensional.
Expressionistische Kunst beschränkt sich nicht auf Gemälde, es gibt auch Keramiken, Holzschnitte, Figuren und mehr. Sie folgen keinen festen Regeln und haben keinen einheitlich expressionistischen Stil.
Vor allem zwei Künstlergruppen stehen bis heute für den deutschen Expressionismus in der Malerei: "Die Brücke" aus Dresden und "Der Blaue Reiter" aus München.
Die vier Studenten Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl gründen 1905 in Dresden die Künstlergruppe "Die Brücke". Ihr Ziel ist ein möglichst einheitlicher Gruppenstil.
Die Künstler der "Brücke" malen oft Landschaften oder nackte Menschen in der Natur und lassen sich dabei von afrikanischer und ozeanischer Kunst inspirieren. Denn diese empfinden sie als ungekünstelt und natürlich. Später schließen sich der "Brücke" noch Emil Nolde und Max Pechstein an, bis die Gruppe sich 1913 auflöst.
1912 entsteht in München die Gruppe "Der Blaue Reiter". Den engen Kern bilden Wassily Kandinsky und Franz Marc, weitere Künstler sind Gabriele Münter, Paul Klee und August Macke. Sie arbeiten nicht so eng zusammen wie "Die Brücke"-Maler.
Die Künstler experimentieren mit Formen und Farben und malen zunehmend abstrakter. Damit gehen sie so weit, dass sich aus ihrer Arbeit eine neue Kunstströmung entwickelt: die abstrakte Kunst.
Der Erste Weltkrieg bedeutet das Ende für den "Blauen Reiter". Franz Marc und August Macke müssen als Soldaten in den Krieg ziehen und sterben bald im Kampf. Kandinsky muss Deutschland verlassen und so löst sich die gesamte Gruppe auf.
Andere deutsche Expressionisten werden im Laufe des Kriegs zunehmend hoffnungsloser und verzweifelter. Das spiegelt sich auch in ihrer Arbeit wider, die oft den Tod und den Krieg zum Thema machen – wie die Skulptur "Trauerndes Elternpaar" von Käthe Kollwitz.
Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kommen, verbieten sie die Werke von expressionistischen Künstlern und bezeichnen sie als "Entartete Kunst". Das Verbot wird nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wieder aufgehoben.
Danach arbeiten viele Künstler weiterhin expressionistisch oder widmen sich neuen Kunstströmungen, wie zum Beispiel dem Abstrakten Expressionismus. Dabei malen die Künstler keine Gegenstände mehr, sondern meist einfarbige Bilder.
(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 29.05.2024)
UNSERE QUELLEN
- Interview mit Christina Danick, Kuratorin im Museum Ostwall im "Dortmunder U", 05.03.2024
- Thomas Anz: "Literatur des Expressionismus". Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 2010.
- Ashley Bassie: "Expressionismus". Parkstone International, New York 2012.
- Sabina Becker: "'Kreuzzug des Geists zur Rettung des Menschen'. Die Expressionisten und der Erste Weltkrieg". KulturPoetik, 2016, Bd. 16, H. 2 (2016), pp. 205-226. Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG).
- Frank Krause: "Literarischer Expressionismus". V&R Academic, 2015.
- Kunsthaus Zürich: "Expressionismus in Deutschland und Frankreich. Von Matisse zum Blauen Reiter". Prestel, 2014.
- Lebendiges Musem Online (LeMO): "Erster Weltkrieg. Kunst und Kultur". Abgerufen am 05.03.2024.