Die Freudenschere
Für die Signalübermittlung war es von Bedeutung, ob die Flügel der Mühlen mit Tuch bespannt waren oder nicht. Flügelsignale waren immer eine regional kodierte Form der Nachrichtenübermittlung. In den unterschiedlichen Ländern und Regionen wichen die einzelnen Signalvereinbarungen und Flügelzeichen stark voneinander ab.
Gab es einen besonders festlichen Anlass, wurden die Mühlenflügel in die Freudenschere gestellt, etwa bei Bekanntgabe einer Hochzeit, Geburt oder anderer großer Feste.
In Friesland bedeutete dieses Flügelzeichen hingegen einen Trauerfall auf der Mühle.
Die Schere im Andreaskreuz (45-Grad-Winkel)
Die Windmühlenflügel wurden ohne Segel in die Schere gestellt, wenn die Mühle kurzfristig außer Betrieb war.
Darüber hinaus hatte die Flügelstellung bei einem heraufziehenden Gewitter den praktischen Zweck, die Gefahr von Blitzeinschlägen zu minimieren. Waren die Segel in der 45-Grad-Schere bespannt, drohte Feuergefahr.
Die Feierabendschere
In senkrechte Stellung gebracht, bedeutet das Flügelkreuz bei unbespannten Segeln eine lange Arbeitspause, etwa infolge von Reparaturen und Ausbesserungsarbeiten der Mühle, oder auch das Ende der Tagesarbeit.
Waren die Segel in der senkrechten Stellung hingegen mit Tuch bespannt, signalisierte der Müller fehlendes Mahlgut, ein potenzieller Kunde konnte also sofort bedient werden.
Die Trauerschere
Wie heute noch Fahnen bei traurigen Anlässen auf Halbmast gezogen werden, so hatte die Windmühle bei einem Trauerfall eine eigene Flügelstellung: die so genannte Trauerschere. Dabei wurden die Windmühlenflügel wenig seitlich vom vertikalen Stand befestigt.
Fehlte auf den Mühlenflügeln das Segel, signalisierte der Müller, dass kein Getreide angeliefert werden durfte, weil die Mühlsteine geschärft wurden.
(Erstveröffentlichung 2004, letzte Aktualisierung 19.01.2019)