Erfindung aus Skandinavien
Der Skilanglauf gehört zu den nordischen Disziplinen. Er ist seit jeher eine Domäne der Skandinavier. Kein Wunder: In Schweden und Finnland, vor allem aber in Norwegen mit seinen riesigen Entfernungen war der Skilanglauf vor der Erfindung des Autos absolut lebensnotwendig, zum Beispiel um Speisen und Getränke zu transportieren. Denn die großen, weiträumigen Ebenen in diesen Ländern sind fünf Monate im Jahr mit Schnee bedeckt.
Bereits vor rund 5000 Jahren jagten und transportierten die Skandinavier ihre Beute auf Skiern. Heute ist rund um das einstige Transportmittel ein beliebter Breitensport entstanden. Der Langlauf ist in Norwegen, Schweden und Finnland Volkssport Nummer eins.
Erst recht spät, etwa Anfang der 1960er-Jahre, fand der Langlauf seinen Weg aus dem hohen Norden nach Mitteleuropa. Zuvor wurde er in unseren Breiten nur von wenigen Außenseitern betrieben.
Etwa von 1965 an fanden immer mehr Wintersportler in Deutschland, Österreich und der Schweiz Gefallen am Langlauf. Nach 1970 gingen dann zunehmend brauchbare Langlauf-Skier in die Massenproduktion.
Wer sich bisher auf breiten, hölzernen Ungetümen abgemüht hatte, konnte fortan auf schmalen und leichten Kunststoff-Skiern laufen. Eine Langlauf-Ausrüstung wiegt nur etwa drei Kilogramm – eine alpine Skiausrüstung dagegen bis zu zehn Kilogramm.
Alle Muskeln gefordert
Trotzdem können zwei Stunden Skilanglauf sehr anstrengend sein, besonders für Anfänger. Denn beim Langlauf wird – anders als bei vielen anderen Sportarten – fast jeder einzelne Muskel des Körpers gefordert.
Neben den Beinen haben auch die Arme und der Rumpf Schwerstarbeit zu verrichten. Die Arme sind Ausgangspunkt der Geschwindigkeit. "Das Laufen beginnt in den Daumen und endet in den Füßen", sagen Experten.
Langlauf ist eine Kombination aus Ausdauer und Muskelkraft, die wichtigste Technik ist der Diagonalschritt, bei der der ganze Körper in Bewegung ist. Die Arme schwingen diagonal zur Abstoß-Bewegung der Beine: Abstoß rechts, Armschwung links – Abstoß links, Armschwung rechts. Die Arme müssen mitarbeiten und die langen Skistöcke vorwärts stoßen, der Rumpf stabilisiert den Körper.
Freier Kopf, gesunder Körper
Die Grundtechnik ist dennoch relativ einfach zu erlernen. Wer sich nach innerer Harmonie und Entspannung sehnt, sollte es einmal mit dem Langlauf versuchen. Denn im Gegensatz zum aufregenden, manchmal sogar gefährlichen alpinen Skifahren ist der Langlauf entspannend.
Manche behaupten, dass man beim Amateurlanglauf – weitab von jeder Hektik und Nervosität – in der winterlich stillen Landschaft völlig abschalten, ja sogar meditieren könne. Tatsächlich beruhigt der ständig gleiche Bewegungsrhythmus, ähnlich wie beim Dauerlauf oder Wandern. Man entdeckt die Langsamkeit, der Kopf wird frei.
Auf Brettern wohltuend ruhig und gleichmäßig durch den Schnee spazieren – und dabei auch noch etwas für die Gesundheit tun: ein Reiz für immer mehr vom Wintersport begeisterte Menschen, nicht nur in den Alpen, sondern auch in den Mittelgebirgen.
Nicht nur, weil sich im Vergleich zum alpinen Skisport die Verletzungsgefahr in Grenzen hält, sondern auch, weil sich Herz, Kreislauf und Durchblutung auf das Angenehmste einpegeln und der Körper sehr viel Sauerstoff aufnehmen kann. "LLL – Langläufer leben länger": so lautete in den 1960er-Jahren der Titel einer Schweizer Werbekampagne, die auch der Deutsche Ski-Verband übernahm.
Das A und O: sich langsam steigern!
Skilanglauf ist gesund für Leib und Seele – das wird von Sportmedizinern nicht bestritten. Aber auch hier gilt: Auf das rechte Maß kommt es an! Leider neigen viele Anfänger dazu, sich zu Beginn zu überfordern. Denn die Loipe liegt verlockend klar vor ihnen, die Technik ist nicht übermäßig schwierig, die Anstiege sind meistens relativ leicht zu bewältigen.
Wer allerdings des Guten zuviel tut und sich überfordert, der bezahlt dafür. Vielleicht nur mit einem kräftigen Muskelkater. Aber wenn zum Beispiel – wie es leider immer mal wieder vorkommt – völlig Untrainierte vom Ehrgeiz gepackt an Volksskilanglauf-Wettbewerben teilnehmen, kann dies gerade bei älteren Menschen zu Kreislaufzusammenbrüchen und Herzattacken führen.
Deswegen gilt immer: Geduld haben! Langsam anfangen, die Leistung nach und nach steigern! Und: Niemals unvorbereitet an Wettkämpfen teilnehmen!
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 10.12.2020)