Ursprung in der Abstinenzbewegung
Gründer des Kreuzbundes war der katholische Pfarrer Josef Neumann. Während er in Aachen als Religionslehrer arbeitete, kam er dort 1895 mit der damals weit verbreiteten Abstinenzbewegung in Kontakt.
Diese Bewegung kämpfte gegen den sogenannten Elendsalkoholismus, der als Nebenprodukt der zunehmenden Industrialisierung immer weiter um sich griff. Viele Menschen aus den unteren Bevölkerungsschichten tranken aufgrund von dauerhafter Armut und schlechten Lebensbedingungen übermäßig viel Alkohol.
Durch das Vorbild der Abstinenzler angespornt, gründete Neumann 1896 in Aachen den Katholischen Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke, aus dem bereits drei Jahre später das Katholische Kreuzbündnis wurde.
In den Folgejahren gründete Neumann mehrere Einrichtungen zur Bekämpfung des Alkoholismus. So eröffnete er 1901 mit dem St. Kamillus-Haus in Essen die erste katholische Trinkheilstätte sowie 1906 das erste katholische Abstinenz-Sanatorium für Frauen in Mündt, das St. Anna-Haus. 1904 war er außerdem Mitbegründer des Vereins abstinenter Katholiken.
Ausbau der Kreuzbund-Aktivitäten
Fünf Jahre nach Josef Neumanns Tod im Jahr 1912 wurde das Kreuzbündnis erstmals offiziell als Fachorganisation des Deutschen Caritasverbandes bezeichnet. In den Statuten war inzwischen festgeschrieben, dass nur abstinent lebende Personen Mitglied werden und das Wahlrecht ausüben durften.
In den folgenden Jahren baute der Verband, der 1926 seinen heutigen Namen Kreuzbund erhielt, seine Aktivitäten in der Trinkerfürsorge aus und machte sich damit auch über Deutschland hinaus einen Namen.
Die erfolgreiche Arbeit wurde sogar im Vatikan registriert und befürwortet. 1930 empfing Papst Pius XI. eine Delegation des Verbandes.
Einschneidende Veränderungen
Das Jahr 1964 brachte zwei wichtige Änderungen für die Arbeit des Kreuzbundes. Zum einen wurde die moderne Gruppenarbeit eingeführt, die heute das wichtigste Instrument des Verbandes ist. In die Gruppen wurden nun auch die Partner und Partnerinnen der Abhängigen einbezogen, die oft genauso viel Hilfe benötigten, um mit der Sucht ihrer Liebsten fertig zu werden.
Zum anderen erkannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1957 Alkoholismus als behandlungsbedürftige Krankheit an. 1968 schloss sich das Bundessozialgericht dieser Ansicht an.
Aufgrund dieser neuen Voraussetzungen wandelte sich der Kreuzbund zunehmend von einem Verband zur Opferfürsorge zu einer Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft. Es dauerte allerdings bis 1998, bevor der Verband Fördergelder aus Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherung erhielt.
Gesprächsrunden spielen eine große Rolle
Kreuzbund heute
Die Angehörigen der Betroffenen nehmen inzwischen einen wichtigen Stellenwert in der Arbeit des Kreuzbundes ein. Mit Angelika Spitz wurde 2004 erstmals nach mehr als 100 Jahren Verbandsgeschichte die Frau eines Betroffenen zur Bundesvorsitzenden gewählt. Auf sie folgte 2011 eine weitere Frau: Andrea Stollfuß.
Entscheidend für die Arbeit der Organisation ist das Engagement ehrenamtlicher Helfer. Rund 3000 Mitglieder haben ehrenamtliche Aufgaben in den Gruppen und auf Vorstandsebene übernommen.
Die Bemühungen des Kreuzbundes scheinen Erfolg zu haben. Laut Erhebungen des Verbandes leben knapp 80 Prozent der Suchtkranken, die regelmäßig eine Selbsthilfegruppe besuchen, dauerhaft abstinent.
Ein Drittel der suchtkranken Gruppenmitglieder sollen den Weg in die Abstinenz sogar ohne ambulante oder stationäre Therapie geschafft haben.
(Erstveröffentlichung: 2007. Letzte Aktualisierung: 08.05.2020)
Quelle: WDR