Juden waren jahrhundertelang das Feindbild Nummer eins. Für Seuchen oder andere Katastrophen, die über die Menschen hereinbrachen, wurde immer wieder ihnen die Schuld gegeben.
Ab dem frühen 20. Jahrhundert verbreitete sich dann eine Verschwörungstheorie, die behauptete, dass die Juden nach der Weltherrschaft strebten. Als angeblicher Beweis diente ein Buch mit dem Titel "Die Protokolle der Weisen von Zion".
Obwohl bereits mehrfach nachgewiesen wurde, dass "Die Protokolle der Weisen von Zion" eine Fälschung sind, entfalteten sie eine schreckliche Wirkung.
Lange wurde vermutet, dass die Schrift eigentlich vom zaristischen Geheimdienst stammt, also aus Russland. Tatsächlich liegt den "Protokollen der Weisen von Zion" ein anderer Text zugrunde: die Satire "Gespräche in der Unterwelt zwischen Machiavelli und Montesquieu" und auch andere fiktive Erzählungen.
1922 spielte der gefälschte Text vermutlich eine Rolle beim Mord an dem deutschen Politiker Walther Rathenau durch Anhänger der rechtsextremistischen "Organisation Consul". Rathenau war damals in der so genannten Weimarer Republik der Außenminister von Deutschland.
Dann wurde behauptet, er sei einer der "300 Weisen von Zion". Schon vorher war Rathenau mehrfach bedroht worden – weil er Jude war. Auch die Nazis nutzten später die angeblichen "Protokolle", um judenfeindliche Behauptungen zu verbreiten.
Heute sind die Schriften in Deutschland verboten und seit 2001 auf dem Index der jugendgefährdenden Schriften zu finden. Ihre Verbreitung wird wegen des Aufrufs zur Volksverhetzung strafrechtlich verfolgt. Dennoch tauchten sie bei der Frankfurter Buchmesse 2005 auf dem Messestand eines staatlichen iranischen Verlags auf – ohne strafrechtliche Konsequenzen.
(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 29.01.2024)