Die Tradition spezieller Kleidung für Studenten ist lang: Bereits im Mittelalter schlossen sich die Studenten der europäischen Universitäten in Paris, Bologna, Oxford und Cambridge in Gilden zusammen und trugen lange Roben. Diese hatten einen praktischen Zweck: Sie sollten die Studenten in den ungeheizten Universitätsräumen wärmen.
Kopfbedeckungen symbolisierten im Mittelalter allgemein den gesellschaftlichen Rang beziehungsweise die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe. Wissenschaftler trugen zu ihren langen Roben, die meist auch eine Kapuze hatten, den Kopf ganz bedeckende Kappen.
Als in Europa mehr und mehr Universitäten gegründet wurden, führten die Hochschulen verschiedene Gewänder für die verschiedenen Abschlüsse ("Bachelor", "Master" und "Doctor") ein. Meist unterschieden sich diese durch besondere Kapuzen. Die Vorschriften dafür waren sehr streng: Wer sich als Schneider nicht genau daran hielt und ein Gewand nur ein wenig anders gestaltete, konnte hart bestraft werden.
Der "academic hat" entwickelte sich wahrscheinlich aus dem Barett, einer halbkugeligen Kappe. Diese wurde im Mittelalter in Europa zunächst von allen gesellschaftlichen Schichten getragen, war jedoch ab dem 16. Jahrhundert häufig den oberen Klassen vorbehalten.
Auch Geistliche trugen ab dem Beginn des 14. Jahrhunderts das Barett. Als liturgische Kopfbedeckung entwickelte es sich – im Gegensatz zum weltlichen Barett – in steifen Formen weiter. Eben diese Art diente offensichtlich als Vorbild für den "academic hat".
Dieser wurde zunächst als ein Symbol für den Abschlussgrad "Master" getragen und existierte in verschiedenen Formen. Die Kappen einiger Universitäten waren steif, andere weich; einige hatten eine quadratische Form, andere waren rund und hatten bereits eine Quaste in der Mitte. Die zum Teil üblichen Troddeln sind eine weiterentwickelte Form dieser Quaste.
Die Oxford University, eine der renommiertesten und bekanntesten Universitäten der Welt, prägte schließlich die heutige Form des "academic hat", der auch als "motarboard" (= Mörtelbrett) bezeichnet wird. Dieser Name beschreibt das Aussehen der Absolventenhüte: Sie erinnern in ihrer Form an eben jenes Werkzeug, mit dem ein Maurer bei seiner Arbeit den Mörtel verteilt.
In den USA wurde 1754 eine spezielle akademische Garderobe eingeführt. Anfänglich variierten die Gewänder stark, und es gab keine besonderen Vorschriften. Heute ist ihr Gebrauch an den US-Universitäten jedoch durch den "Intercollegiate Code of Academic Costume" reglementiert. In den USA wird das "motarboard" inzwischen auch häufig von High-School-Absolventen während der Verleihung ihrer Abschlusszeugnisse getragen.
(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 10.01.2020)
Quelle: WDR