Ein Rind im Schnee auf dem Hummelhof im Allgäu

Rudolf Steiner

Biologisch-dynamische Landwirtschaft

Der Schriftsteller Rudolf Steiner entwickelte ab 1924 die Idee der artgerechten Behandlung von Pflanzen und Tieren in der Landwirtschaft.

Von Jana Magdanz

Rudolf Steiner (1861-1925) war Schriftsteller und Vortragsredner und ist heute vor allem als Gründer der Waldorfschulen bekannt. Er hat aber auch die Landwirtschaft entscheidend beeinflusst: mit seiner Idee des biologisch-dynamischen Anbaus von Pflanzen und der artgerechten Haltung von Tieren.

Diese wird bis heute von Öko-Bauernhöfen weltweit angewandt. Dabei werden alle Pflanzen und Tiere als Teil eines großen Lebenskreislaufs angesehen und entsprechend behandelt.

Schon zu Steiners Zeit nahmen die Probleme durch den Einsatz von chemischen Düngern in der industriellen Landwirtschaft zu. Bauernfamilien beklagten, dass ihre Böden ausgelaugt seien und die angebauten Lebensmittel keine gute Qualität mehr hätten. Pflanzen und Tiere würden öfter krank. Sie wandten sich an Rudolf Steiner, den sie als inspirierenden Denker kennengelernt hatten.

Landwirt auf einer landwirtschaftlichen Dampfmaschine, der das Feld pflügt

Schon im 19. Jahrhundert beklagten Bauern, das ihr Böden ausgelaugt seien

Deshalb hielt Steiner 1924 einige Vorträge vor Bäuerinnen und Bauern. Steiner war selbst zwar kein Bauer, aber Naturwissenschaftler und hatte Pflanzen und Tiere intensiv beobachtet. Er war von einer geistigen Welt überzeugt und davon, dass es unsichtbare Kräfte gebe. Seine Kernaussage: Alles hängt mit allem zusammen. Pflanzen, Tiere und Menschen würden sich unbewusst an den Planetenbewegungen im Weltraum orientieren.

Je nachdem wie die Planeten und der Mond zur Erde und zueinander stünden, hätten sie einen entscheidenden Einfluss auf das Wachstum in der Natur. Manche Tage eigneten sich nach dieser Überzeugung zum Beispiel zum Säen, andere zum Unkrautjäten.

Das war die Geburtsstunde der so genannten biologisch-dynamischen Landwirtschaft, auch wenn dieser Begriff erst einige Jahre später geprägt wurde. Bis heute folgen viele Höfe Steiners Lehre und planen die Aussaat und die Ernte anhand eines Mondkalenders – auch biodynamischer Kalender genannt – , der die Position der Planeten und des Mondes berücksichtigt.

Ein Mondkalender mit Symbolen für Aussaate und Ernte

Der Mondkalender zeigt, welche Tage angeblich gut zum Pflanzen oder Gießen sind

Jeder Hof gilt als eigener Organismus mit einem einzigartigen Kreislauf aus Bodenbeschaffenheit, Pflanzen, Tieren und Menschen. Es wird auf chemische Düngung und Unkrautvernichtungsmittel verzichtet, und Tiere werden artgerecht gehalten. Rinder behalten zum Beispiel ihre Hörner, die auf vielen anderen Bauernhöfen abgesägt werden. 

Um den Boden und die Pflanzen zu kräftigen, wenden viele biologisch-dynamisch arbeitende Bauernhöfe bestimmte Zusatzstoffe an, sogenannte Präparate. Die Mittel bestehen zum Beispiel aus Mist, Kuhhörnern und Brennnesseln und sollen laut der Theorie des biologisch-dynamischen Anbaus helfen, die Nährstoffe und Mikroorganismen im Boden zu vermehren.

Der Bio-Anbauverband "Demeter" ist der älteste in Deutschland mit den strengsten Richtlinien – benannt nach der griechischen Göttin der Fruchtbarkeit.

Auch wenn Rudolf Steiner kein ausgebildeter Landwirt war, beeinflussen seine Ideen viele Bäuerinnen und Bauern bis heute. Seit 1924 findet jedes Jahr eine Konferenz statt, bei der sie sich über ihre Arbeit austauschen.

(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 12.12.2024 )

Quelle: WDR

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