Ernährungsumstellung als isolierte Maßnahme zur Therapie von Arthrose empfehlen weder naturheilkundliche noch konventionelle Mediziner. Beide geben Ernährungsratschläge meist in Kombination mit gelenkschonender Bewegung und anderen therapeutischen Maßnahmen. Denn eine spezielle Arthrose-Diät gibt es bislang nicht.
In Studien wurden aber zumindest einige ernährungsmedizinische Ansätze untersucht. Zum Beispiel Gewürze wie Ingwer: In Asien gilt er als eine Art Wunderknolle und wird gegen die unterschiedlichsten Leiden eingesetzt – bei Erkältungen, Übelkeit und als Schmerzmittel. Aber taugt er auch gegen Arthrose?
Ansatz Nr. 1: Ingwer und andere Gewürze
Tatsächlich haben Wissenschaftler festgestellt, dass Ingwer die Bildung von Entzündungsstoffen unterdrückt, die normalerweise Schmerzen auslösen.
Die Wirkstoffe aus dem Ingwer arbeiten also ganz ähnlich wie die klassischen Schmerzmittel Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac. Ob das auch bei Arthrose funktioniert, haben die Forscher in einer Studie an 250 Patienten untersucht: Die Probanden bekamen zweimal täglich entweder Ingwerkapseln, oder sie bekamen Kapseln ohne Ingwer – also ein Placebo.
Das Ergebnis: Die Probanden in der Ingwergruppe brauchten weniger Schmerzmittel als Probanden, denen man ein Placebo gab. Und dabei ging es ihnen sogar noch besser, denn sie hatten weniger Nebenwirkungen. Allerdings nahmen die Probanden Kapseln mit Ingwerextrakt ein. Ob auch frischer Ingwer so stark wirkt und ob sich die Wirkung durch die Zubereitung verändert, ist unklar. Abschließend untersucht ist die Wirkung also nicht.
Im Rahmen von Ernährungsansätzen aus dem Ayurveda bieten zum Beispiel die naturheilkundlichen Abteilungen der Kliniken Essen Mitte und des Berliner Immanuel-Krankenhauses den Einsatz von Ingwer und anderen Gewürzen an und begleiten dies wissenschaftlich. Bei der Arthrosebehandlung verweisen sie auf erste Erfolge, räumen jedoch selbst ein, dass noch nicht ausreichend klinische Studien vorliegen.
Denn alle Gewürzstudien haben dieselben Probleme: Oft werden verschiedene Substanzen in einer gemeinsamen Studie geprüft, so dass unklar bleibt, wie sie einzeln wirken.
Das gilt auch für die beliebte Kurkuma. Für einen wissenschaftlichen Beweis reichen die wenigen Studien mit kleinen Fallzahlen bislang nicht aus. Wer aber gern mit Gewürzen kocht, macht mit Ingwer und Co zumindest nichts falsch.
Ansatz Nr. 2: Fleischlose Kost
Auf Fleisch zu verzichten ist eine weitere beliebte Empfehlung, die unter anderem der Arbeitskreis für Ernährungsmedizin der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie ausgibt. Seine Empfehlungen zur entzündungshemmenden Ernährung unterscheiden sich kaum von denen zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders rotes Fleisch hat den Ruf, eine Vielzahl von Erkrankungen zu begünstigen.
Die Forschungsergebnisse zur negativen, insbesondere entzündungsfördernden, Wirkung von tierischen Fetten stammen zwar meist aus der Rheumaforschung. Doch dass tierische Fette auch Arthrose fördern können, erscheint logisch: Fleisch enthält viel Arachidonsäure.
Aus Arachidonsäure bildet der Körper Stoffe, die zu Entzündungen und Schmerzen am Gelenk führen können – soweit die Theorie. Wer eine Zeit lang auf Fleisch verzichtet, soll demnach weniger stark geschwollene Gelenke und weniger Schmerzen haben.
Einige Studien belegen diesen Zusammenhang für Rheumatoide Arthritis. Ob sich daraus allerdings ableiten lässt, dass Fleischverzicht auch gegen Arthrose hilft, bleibt jedoch unklar. Auch hier fehlen Studien mit größeren Fallzahlen.
Ansatz Nr. 3: Übergewicht reduzieren
Unumstritten ist letztlich nur eine Empfehlung: Weniger und gesünder essen und dadurch abnehmen. Denn Übergewicht begünstigt die Arthrose.
Der Grund dafür ist klar: Der Druck des Körpergewichts belastet die Gelenke – insbesondere in Knie und Hüfte. Und je weniger Gewicht sie zu tragen haben, desto mehr lässt dieser Druck nach. Dadurch nehmen die Schmerzen ab und die Bewegungsfähigkeit zu.
Letztlich gilt daher für alle Arthrose-Ernährungsempfehlungen: Wenn die Ratschläge dazu führen, dass man sich bewusster ernährt und dadurch abspeckt, dann funktionieren sie.
Abnehmen gilt deshalb auch als gute Vorbeugung gegen Arthrose. Es reduziert das Risiko des Knorpelabbaus, gibt allerdings keine hundertprozentige Gewähr für gesunde Gelenke. Denn oft sind noch weitere Faktoren wie Verletzungen, Fehlbelastungen und genetische Veranlagung am Entstehen der Arthrose beteiligt. Wer seine Gelenke da nicht noch zusätzlich durch Übergewicht belastet, tut ihnen aber in jedem Fall etwas Gutes.