Eines der herausragendsten Werke von Johann Wolfgang von Goethe ist die Tragödie "Faust". Sie beschäftigte den großen deutschen Dichter ganze 60 Jahre seines Lebens.
Aus dem "Faust" haben viele Sätze und Redewendungen Einzug in unseren Sprachgebrauch gehalten. Eine der berühmteste ist die "Gretchenfrage". Mit diesem Begriff bezeichnet man eine Gewissensfrage, die den Befragten in schwere Konflikte bringt und auf die man eine eher ausweichende Antwort erwarten kann.
Schon 1774 hatte Goethe erste Fragmente des "Faust" ausgearbeitet. Es kam aber immer wieder zu Einfügungen, Verbesserungen, dramaturgischen Veränderungen im Text des "Faust", der aus mehreren Teilen besteht und in verschiedenen Schaffensperioden erarbeitet wurde. Erst 1831, ein Jahr vor seinem Tod, beendete Goethe sein Lebenswerk mit "Faust II".
Der "Faust"-Stoff geht auf eine Sage aus dem Mittelalter zurück. Die Geschichte erzählt vom wissenshungrigen Gelehrten Doktor Faust, der ständig unzufrieden ist und mit seinem Schicksal hadert. Er befindet sich auf einer rastlosen Jagd nach immer noch mehr Weisheit und Lebensgenüssen und kennt dabei keine Skrupel.
Gott, der dennoch an das Gute in Faust glaubt, geht mit dem Teufel Mephisto (der in der Sage "Mephistopheles" heißt) eine Wette ein. Die beiden möchten herausfinden, welchen Weg Faust letztendlich einschlägt – den des Guten oder den des Bösen. Mephisto setzt all seine Verführungskünste ein und präsentiert Faust schließlich eine fleischliche Versuchung in Form des Mädchens Gretchen.
Faust verliebt sich in das schöne Mädchen und möchte sie unbedingt für sich gewinnen. Doch da ist noch eine wichtige Frage zu klären. Gretchen will von Faust wissen: "Nun sag', wie hast du's mit der Religion?" Faust ist um eine klare Antwort verlegen, windet sich, sucht Ausflüchte – denn er weiß, dass Gretchen gläubig ist und dass von seiner Antwort sein Liebesglück abhängen könnte.
(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 09.04.2020)
Quelle: WDR