Karl der Große

Das Privatleben von Karl dem Großen

Von der privaten Seite Karls berichtet sein Biograf Einhard. Bekannt ist, dass der Kaiser gutes Essen liebte und sich dabei gern Legenden und Sagen vorlesen ließ. Seinen Mittagsschlaf schätzte er ebenso wie das Bad in den heißen Aachener Thermen.

Von Sabine Kaufmann

Karls Ehen

Fünfmal war Karl der Große verheiratet und hatte 18 legitime Kinder. Hinter den damals geschlossenen Ehen stand nicht selten politisches Kalkül, denn in dem traditionellen germanischen Verständnis, in dem Karl noch erzogen worden war, sollte durch eine Ehe zunächst die Nachfolge geregelt werden: Ein Herrscher heiratete, um Kinder in die Welt zu setzen. In Karls Ehen spielte mal politisches Denken, mal Zuneigung eine Rolle.

Außerhalb des Ehelebens versagte sich Karl keine körperlichen Vergnügungen. Man weiß von mindestens einem Dutzend Geliebten. Sein ausschweifendes Liebesleben war für einen Herrscher, der sich zum Christentum bekannte, eher ungewöhnlich. Seine Feinde verbreiteten Schauermärchen und malten furchteinflössende Szenarien aus, Karl werde wegen seiner ungezügelten Lust in der Hölle schmoren.

Die erste Ehe ging Karl mit Himiltrud ein, deren Herkunft der Biograf Einhard im Dunklen lässt. Zumindest weiß man, dass sie eine Friedelfrau war. Karl hatte sie nicht offiziell geheiratet, sondern sich aus Liebe mit einer Frau verbunden, die im Rang weit unter ihm stand. Die Friedelehe erlaubte es Karl, sich problemlos von Himiltrud zu trennen, wenn politische Erwägungen es nötig machten. Und dieser Fall trat bereits nach einem Jahr Ehe ein.

Auf Drängen seiner Mutter Bertrada heiratete Karl 769 die Tochter des Langobardenkönigs Desiderius, deren Name unbekannt ist. Doch Karl wollte nur eines: die Königskrone der Langobarden. Nachdem er in Mittelitalien sein Ziel erreicht hatte und aus dem ehemaligen königlichen Freund ein Feind geworden war, verstieß er seine zweite Gemahlin wieder.

Karl der Große 01:39 Min. UT Verfügbar bis 27.09.2027 Von Robert Schotter, Claudio Como

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Doch Karl wollte ohne Frau an seiner Seite nicht leben und so heiratete er 772 zum dritten Mal. Von Hildegard wird vermutet, dass sie seine große Liebe war, denn in zwölf Ehejahren hatten sie neun gemeinsame Kinder. Als Hildegard 783 starb, war sie gerade 25 Jahre alt.

Nur wenige Monate nach Hildegards Tod heiratete Karl Fastrada. Sie war die Tochter eines Bundesgenossen, die ihren Vater, einen thüringischen Grafen, während der Sachsenkriege begleitete. Von Fastrada heißt es, dass sie sich barbusig ins Schlachtengetümmel geworfen habe und die Sachsen im Kampf so verstörte, dass die feindlichen Krieger sich ergeben hätten. Auch wird ihr ein schlechter Einfluss auf Karl nachgesagt.

Während ihrer Ehe kam es zu zwei Umsturzversuchen. Auf Betreiben Fastradas soll Karls erstgeborener Sohn Pippin der Bucklige eine gefährliche Verschwörung gegen Karl angezettelt haben, die jedoch vereitelt werden konnte.

Kurz nach Fastradas Tod im Jahr 794 heiratete Karl ein letztes Mal. Es war die Alemannin Luitgard. Die Kinder, die sie gebar, starben bereits im Säuglingsalter. Im frühen Mittelalter überlebten 50 Prozent der Neugeborenen das erste Lebensjahr nicht. Nach knapp fünf Jahren Ehe starb auch Luitgard, wenige Monate bevor Karl im Jahr 800 zum Kaiser gekrönt wurde.

Nach fünf Ehen ließ Karl die Finger vom Heiraten und vergnügte sich nun ohne Trauschein. Er soll noch vier weitere Gefährtinnen gehabt haben, darunter die Sächsin Gerwind. Ob sie tatsächlich die Tochter des besiegten Sachsenanführers Widukind war, ist bisher nicht belegt. Aus diesen Liebesbeziehungen gingen nochmals zwei Töchter und drei Söhne hervor, die aber als illegitim galten und außerhalb der Erbfolge standen.

Karl, der Familienmensch

Karl soll ein richtiger Familienmensch gewesen sein, der seine Töchter und Söhne auf Reisen und bei Gastmählern gerne um sich hatte. Auch hatte er offenbar zu seinen Kindern ein inniges emotionales Verhältnis. Beim Tod des ältesten rechtmäßigen Sohnes Karl soll der Kaiser entgegen aller Etikette seinen Schmerz gezeigt und geweint haben.

Seinen Töchtern, die bei ihm lebten, erlaubte Karl nicht, sich zu verheiraten. Einerseits wohl, damit er im Alter weniger einsam war, andererseits stand hinter dem Heiratsverbot auch politisches Denken. Denn ein potenzieller Schwiegersohn hätte Macht und Besitz einfordern können und wäre vielleicht zu einem lästigen Konkurrenten geworden.

Da am kaiserlichen Hof Freizügigkeit herrschte, gestand Karl seinen Töchtern jedoch ein eigenes Liebesleben zu. Bertrada war mit dem Abt Angilbert von Saint Riquier liiert, von dem sie mehrere Kinder bekam.

Die Töchter und Enkelinnen Karls richteten auch das Begräbnis des Kaiser aus. Doch nachdem der neue Regent Ludwig der Fromme in der Aachener Pfalz eingetroffen war, machte er sich gleich daran, wie Einhard schreibt, "den Schwarm Frauen, von denen es hier viel zu viele gab", zu vertreiben.

Karl besuchte die Schulen | Bildquelle: akg-images